Sunday, January 26, 2014

News: Überraschungssieger Wawrinka: Aus dem Schatten von Roger Federer

Überraschungssieger Wawrinka: Aus dem Schatten von Roger Federer

Von Philipp Joubert Er ging als krasser Außenseiter ins Endspiel der Australian Open. Doch Stanislas Wawrinka besiegte einen angeschlagenen Rafael Nadal und feierte seinen ersten Grand-Slam-Erfolg. Die Nummer eins der Welt will der Schweizer trotzdem nicht werden.

Alles war vorbereitet. Rod Laver, australische Tennislegende und nur einer von zwei Herrenspielern, die alle Grand-Slam-Turniere mindestens zweimal gewonnen haben, saß im Publikum. Pete Sampras, mit 14 Grand-Slam-Titeln die Nummer zwei der ewigen Bestenliste, war extra zum Überreichen des Siegerpokals angereist. Rafael Nadal sollte zum Australian-Open-Champion gekrönt werden und die Rekorde beider Spieler einstellen. So hatten es alle erwartet.

Doch Stanislas Wawrinka hielt sich nicht ans Skript. Trotz seines Überraschungssieges gegen Novak Djokovic im Viertelfinale war der Schweizer als Außenseiter sein erstes Grand-Slam-Endspiel gegangen. In 13 Duellen hatte der 28-Jährige noch nie einen Satz, geschweigen denn ein Match gegen Nadal gewonnen. Immer wieder war er an den eigenen Nerven und oft auch am fehlenden Selbstvertrauen gescheitert. Nun profitierte der Weltranglistenachte auch von einer Verletzung seines Gegners, der ab dem zweiten Satz Rückenprobleme hatte. Doch spielte Wawrinka schon zu Beginn als sei nicht er, sondern Nadal der Debütant.

Dass Wawrinka einmal ein Grand-Slam-Turnier gewinnen würde, hat sich lange nicht abgezeichnet. Zwar gewann der Schweizer 2003 den Juniorenwettbewerb bei den French Open, nur wenige Jahre nachdem er mit zwölf Jahren ernsthaft mit dem Tennis angefangen hatte. Aber Wawrinka drohte trotz spielerischer Brillanz wie so viele im Schatten von Roger Federer, Djokovic und Nadal zu bleiben.

Wawrinkas Erfolg als Frischzellenkur für das Männertennis

Auch nach dem gemeinsamen Sieg im Doppelwettbewerb bei den Olympischen Spielen 2008, als Wawrinka den in einer Formkrise befindlichen Federer immer wieder mitzog, hatte er sich seinem prominenten Landsmann stets untergeordnet. Er war die Nummer zwei im Staate Federer und schien zufrieden mit seiner Rolle. Wawrinka betonte, dass er von Federer als Mentor profitiere. Doch selbst nach dem Halbfinalsieg gegen Tomas Berdych galt die Hälfte der Fragen in der Pressekonferenz dem noch anstehenden Match zwischen Federer und Nadal. Wawrinka beantwortete sie geduldig und freundlich, wie immer.

Erst wenn am Montag die neue Weltrangliste erscheint, wird Wawrinka Federer auch offiziell als die neue Schweizer Nummer eins ablösen. Mehr als zwölf Jahre war Federer der bestplatzierte Spieler seines Landes gewesen. Dabei hatte Wawrinka schon länger das Spiel, um an Federers Thron zu rütteln und bei Grand-Slam-Turnieren um einen Sieg mitzuspielen.

Er hat Elemente in seinem Spiel, die selbst Federer fehlen. Das bewies er im ersten Satz des Finales. Wo Federer mit Nadals hoch abspringenden Topspinbällen gegen seine einhändige Rückhand massive Probleme hat, ließ Wawrinka sich nicht in die Defensive drängen. Wenn möglich nahm er den Ball früh und zwang den Weltranglistenersten damit, neue Lösungen zu suchen. Mit steigendem Selbstbewusstsein griff Wawrinka Nadal immer wieder selbst mit flachen Schlägen auf dessen gefürchtete Vorhandseite an. Nadal sah auch vor seinen Verletzungsproblemen ratlos aus.

Wawrinkas Sieg ist eine Frischzellenkur, die das Männertennis gut gebrauchen kann. Dabei ist sein Triumph vor allem die Folge einer stetigen Weiterentwicklung: Vor einem Jahr hatte Wawrinka in einem dramatischen Match bei den Australian Open gegen Djokovic verloren, doch unter dem neuen Trainer Magnus Norman verbesserte er sein Spiel weiter. Der Schweizer steigerte seine Fitness, unabdingbar in Zeiten von Marathonmatches gegen die Ausdauersportler Nadal und Djokovic.

Das Tempo im Training wurde angezogen

Norman brachte Wawrinka zudem ein noch offensiveres Spiel bei. Vor allem aber zog Norman das Tempo im Training an. "Er will immer mehr. Es ist großartig für mich zu wissen, dass da jemand ist, der mir in jeder Trainingseinheit zeigt, wie ich ein besserer Spieler werden kann", sagte Wawrinka schon nach seinem Halbfinalsieg.

Den Willen zur steten Weiterentwicklung hatte Wawrinka schon immer, verriet sein Vater Wolfram während der Australian Open. Der Vater, Sohn deutscher Einwanderer war dieses Jahr zum ersten Mal in Melbourne, ansonsten sind er und seine Frau immer noch auf dem Bauernhof mit angeschlossenem Heim für geistig Behinderte und Suchtkranke beschäftigt, auf dem Sohn Stanislas aufgewachsen ist.

Dass Wawrinka nicht der Mann für die dramatische Geste ist, zeigte er nach dem Match. Ein kurzer, verzögerter Jubel. Dann erkundigte er sich sofort bei seinem Gegner am Netz nach dessen Gesundheitsproblemen. Als Wawrinka später gefragt wurde, ob sein Ziel denn jetzt sei, die Nummer eins der Weltrangliste zu werden, sagte er sofort: "Nein. Auf keinen Fall." Das ist dann doch zu radikal für den bescheidenen Wawrinka.







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